müllerdechiara präsentiert als diesjähriges Sommerprojekt "Camping Berlin" mit dem Berliner Künstler Stefan Saffer. Im August wird der erst kürzlich aus New York zurückgekehrte, der er am Whitney Museum´s Independet Study Program teilnahm, die Galerie in ein temporäres Künstleratelier transformieren.

"Camping Berlin" ist konzipiert als eine Arbeit "in progress", wobei die Präsentation sich während der Ausstellungsdauer ändern und entwickeln wird. Wie beim Campen wird am Ausstellungsort improvisiert und adaptiert; die Exponate werden permanent ausgetauscht oder verschoben. Erst in einer finalen Installation in der Woche vor der Finissage am 18. September 2004 wird die endgültige Fassung zu sehen sein.

Meist dient ein leeres Blatt Papier als Grundlage für die Arbeiten von Stefan Saffer. Dieses bemalt er und schneidet Teile davon aus. Für den Künstler ist dieser Prozess der Reduktion eine Art der "geistigen Auswahl": Durch das Ausschneiden der Oberflächen wird ein Netzwerk unterschiedlicher Ideen und Gedanken aufgedeckt. Der Ausgangspunkt für diesen Dialog zwischen dem Wegschneiden und Neuschaffens ist oft beeinflusst durch das zufällige Finden von Bildern wie Zeichnungen, Poster oder sonstigem Material, welches Saffer in einem riogorsen Vorgang auf eine Aussage hin destilliert. Diese Technik - die der Künstler als persönlichen Werkprozess für sich reklamiert – reflektiert die wachsende Komplexität der Welt um ihn herum. Der Prozess formaler Abstraktion wird so zu einer reflektierten Stellungnahme unterstützt durch das Verwenden bekannter Strukturen. Saffers Arbeit spielt ebenso mit Fundstücken aus Literatur, Architektur und Pop-Kultur. In der Arbeit "Rainer Maria" hat der Künstler das Gedicht "Der Panther" von Rainer Maria Rilke in einen dreidimensionalen Wort-Käfig verwandelt.

Die von Saffer für die fragilen Papierarbeiten verwandte Gestaltungstechnik findet ihre Wurzeln in volkstümlichen Kunsttradtitionen, während der Inhalt seiner Arbeit in Quellen der zeitgenössichen Kunst zu suchen ist. Im Spiel zwischen den Genres von Skulptur, Malerei und Zeichnung geht es Saffer immer um ein "Dazwischen": Licht und Schatten, Positiv- und Negativform. Die Papierarbeiten hängen an nur zwei Nägeln in einem schwebeartigen Abstand zur Wand, wodurch ein harter Schatten der Papierschnitte auf der Wand erscheint. Die Wand wird zur Bühne für das Schattenspiel und der Abstand zurPapierarbeit Bestandteil des Kunstwerkes. Eine Hierachie entsteht, in der simple Linien eine grössere Bedeutung erhalten und ein einfache Skizzen in formale Abstraktion verwandelt wird. Saffer verbindet seine offensichtlichen Entscheidungsprozesse mit einer Geste des Zufälligen und betont dabei das Organische. Präsentiert werden seine Arbeiten in eineraußergewöhnlichen ästhetischen Fragilität, die diesen offen gewollten Gegensatz zusätzlich unterstreichen. In Stefan Saffers Kunst wird die Welt als ein fragiles Netzwerk von Geschichte und Geschichten, Gedanken, Ideen und Gefühlen mit ihren Schattenseiten gezeigt.

Stefan Saffer , geboren 1969, lebt und arbeitet in Berlin. Er studierte an der Akademie der Bildenden Kuenste Nuernberg und beschloss sein Studium an der Goldmsiths Universitaet in London mit dem Titel Master of Art. Saffer arbeitet auch im Bereich Kunst&Architektur innerhalb Londoner Gruppe public works.