Pavlov’s Lab and Other Rooms ist Marsha Ginsbergs erste Ausstellung bei magnus müller. Die Bühnenbildnerin und Fotografin wird eine ortsspezifische Bühneninstallation errichten und ihre neuesten Fotografien unbewohnter Innenräume präsentieren.

In ihren Arbeiten entwirft und dokumentiert Marsha Ginsberg architektonische Räume. Sie interessiert sich für die Historie von Orten, die menschliche Spuren aufweisen. Ihr geht es darum, einen Dialog herzustellen zwischen der Installation – eine in einem dekontextualisierten Raum erbaute Konstruktion, die Interaktion ermöglicht  - und den Fotografien von Räumen, die zwar real sind, aber konstruiert erscheinen.

Die Installation, die von Fotografien aus Pawlows Laboratorium und Warteräumen in Tierkliniken aus der Jetztzeit beeinflusst ist, analysiert die zwiespältige Beziehung zwischen Pawlows “Hunde-Technologien” und Hunden als Haustieren. Die Verbindung zwischen Pawlows Experimenten an der Schwelle des 20. Jahrhunderts und Theateraufführungen basiert auf der Arbeit russischer Theaterdirektoren wie Stanislavskij und Mejerchol’d, die Pawlows Untersuchungen zum konditionierten Verhalten in ihre Theorien schauspielerischer Techniken einfließen ließen.

Die Installation suggeriert demnach zum einen realiter stattgefundene Begebenheiten durch Abwesenheit, zum anderen ermöglicht sie durch während der Ausstellungslaufzeit durchgeführte Performances eine “Historie der Nutzung” durch die Anwesenheit menschlicher Spuren. Die Performances werden von in Berlin lebenden Theaterregisseuren aufgeführt (siehe unten).

Ginsbergs neueste Fotografien von Interieurs im Upstate New York veranschaulichen einen Moment ihrer „zyklischen Lebensdauer“. In dieser Gegend werden unbewohnte Häuser nicht abgerissen. Man lässt sie verfallen, und sie fügen sich in die Landschaft ein. Manche Gebäude werden zwar weiterhin genutzt, doch ist ihre ursprüngliche soziale Funktion nicht mehr erkennbar. Zum Beispiel haben dortige Hotels und Badeanstalten eine lange Geschichte jüdischer Familien, die dort einst ihre Sommerferien verbrachten. Sie wurden aber kürzlich von koreanischen Unternehmen angekauft. Die Künstlerin hält diese Orte für tot, da ihre eigentliche Geschichte zu Ende ging. Ihre Fotografien verewigen einen Moment dieser Geschichte, während sich die Räume in Wirklichkeit weiter entwickeln.

Marsha Ginsberg wurde in New York City geboren. Sie arbeitet als Bühnenbilderin und Fotografin. She erhielt ihren BFA an der Cooper Union for the Advancement of Science and Art und studierte im Rahmen des Whitney Independent Study Studio Program. Sie erhielt den MFA für Bühnenbildner an der NYU Tisch School of the Arts. Sie residierte zweimal an der MacDowell Artist Colony und erhielt den NEA/Theater Communications Group grant für junge Bühnenbildner. Ihre Bühnenbilder wurden in Theatern und Opern in Deutschland und Amerika gezeigt. Zur Zeit sieht man Arbeiten in „Design Life Now“ auf der Design Triennial im Cooper Hewitt Museum in NYC. 2007- 2008 wird die Ausstellung zum ICA, Boston, und Contemporary Arts Museum, Houston, reisen. Im September 2007 wird ihr Bühnenbild für Mozarts "Die Entführung aus dem Serail" mit Direktor Christopher Alden seine Premiere am Theater Basel haben. Sie lebt und arbeitet in New York City.

Performances im Rahmen der Ausstellung Pavolv´s Lab and Other Rooms:

28. Juli 2007 um 21 Uhr.

Performance lupus humanus mit Nora Somaini bei magnus müller in Zusammenarbeit mit Katharina Eckerfeld, Stephan Korves, Anja Jacobsen und Daniel Jerom.

 

Ein Reflex unterscheidet sich von einer Entscheidung, er findet vor dem Denken statt, im hier und jetzt, unbewusst, natürlich . Seit  Dr. Pawlow  mit seinen Hunden experimentiert hat, ist das Geheimnis der konditionierbaren Reflexen entdeckt. Jeder kennt die Reaktion der „sabbernden Hunde“ beim Klang des “berühmten Glöckchens“. Werden wir konditioniert, funktionieren wir, wie diese Hunde. Und je stärker wir an unsere individuelle Freiheit und Selbstverwirklichung glauben, desto einfacher wird es, unsere Reflexe von außen zu manipulieren. Denn unser Denken ist angeblich frei, aber gibt es “ freie“ Reflexe? - Diese Gedanken dienen als Themen unserer kleinen Performance.“ (Nora Somaini)

Nora Somaini
Geboren 1968 in Luzern. Lebt und arbeitet zur Zeit in Berlin. Engagiert als Gast  an diversen Staats- und Stadttheatern: Berlin, Erlangen, Jena, Magdeburg, Dresden, Hamburg, Krefeld, Wien, St. Petersburg. Inszenierte Texte bisher von Shakespeare, Kleist, Heiner Müller, Sophokles, Schiller und Sarah Kane; leitet seit 3,5 Jahren ihr eigenes Ensemble in Berlin, seit zwei Jahren werden dort Stücke entwickelt: z. B. “Das Begräbnis” und “deformation professionelle”; die neueste Produktion: CREDITS, November 06

14. September 2007, viewing hours: 19 - 22 Uhr

Performance bei magnus müller von David Levine

Neue Arbeit: Avant-Garde and Kitsch
David Levine lebt in Berlin & New York. Er ist Performance-Direktor am European College of Liberal Arts. Zu seinen letzten Projekten zählen BAUERNTHEATER (Kulturstiftung des Bundes) und ACTORS AT WORK (Cabinet Magazine). Kommende Projekte werden auf der documenta XII, im Glaspavillion, Sparwasser HQ und PS122 (NY) stattfinden.

15. September  2007, viewing hours: 18 - 21 Uhr

Performance bei magnus müller in Zusammenarbeit mit Naturaleza Humana

 

Naturaleza Humana wurde 2005 in Berlin gegründet. Mitglieder der Company sind Heiko Kalmbach (Regie), Frank Domhan (Dramaturgie) und die Performer Mary Endo, Antonio Cerezo, Charlotte Brathwaite und Daniel Meininghaus. Die jeweilige Herkunft, Biografie und Ausbildung der Einzelnen wird als Chance begriffen, um ein möglichst weites Spektrum an Erfahrungen, Aspekten und Einflüssen auf die Bühne zu bringen - sowohl inhaltlich als auch stilistisch. Das erste von Naturaleza Humana erarbeitete Stück „Autobahn“ wurde im Rahmen des 100 Grad Festivals 2007 (Berlin) uraufgeführt.
Naturaleza Humana kooperiert mit einem internationalen Team von Technikern, Komponisten und visuellen Künstlern. Zusammenarbeit der Ensemblemitglieder u.a. mit Andrei Serban, John Jesurun, Theaterhaus Jena, Theater im Pumpenhaus, Museo Deseo Theater Company (Mexiko), La MaMa Experimental Theater (USA), Gasthuis Theater (Niederlande) u.a
Heiko Kalmbach
Freier Regisseur und Videokünstler. Geboren im Schwarzwald. Theater- und Filmstudium in Bremen, Berlin und New York. Seit 1994 Kurzfilme und Videos, u.a. bei Festivals wie Oberhausen, São Paulo und South By Southwest. Video-Künstler für Live-Performance am La Mama Experimental Theater Club, The Kitchen New York und Stadttheater Bern. Inszenierungen am Theaterhaus Jena: »The Baby With Teeth« von Kevin Wilson (UA), »Vermisst« von Alexander Pfeuffer (UA, DRAMAFEST Mexico City 2006), im Herbst 2007 »Knock Out« von Katharina Schmitt (UA).